Arten von Krisen
Die Strategiekrise - Phase 1
In einer Strategiekrise werden die sogenannten „Erfolgspotentiale" eines Unternehmens beeinträchtigt bzw. gestört. Erfolgspotentiale sind etwa Wettbewerbsvorteile, die Qualität der Produkte, eine besondere Marktstellung oder ein besonderes Markenimage. Auch externe Einflüsse wie politische Veränderungen, Marktverschiebungen, Konjunktureinbrüche können zu Strategiekrisen führen.
Während einer Strategiekrise werden die Ertragsziele wie Gewinn, Umsatz etc. (noch) erreicht, auch die Liquiditätsziele sind nicht beeinträchtigt. Diese Phase ist daher aus einer Bilanz kaum erkennbar, es müssen andere Krisenindikatoren beobachtet werden.
Anzeichen einer Strategiekrise können sein:
- Die Produktentwicklung stockt, es kommen keine neue Produkte nach;
- Die Produktqualität sinkt - die Kundenzufriedenheit sinkt - die Reklamationen steigen;
- Die Lagerbestande erhöhen sich;
- Die Liefertermine werden nicht eingehalten (ev. Probleme in der Logistik oder Produktion);
- Die Auftragseingänge sinken;
- Die Fluktuation in der Belegschaft steigt - ebenso die Unzufriedenheit - der erste MitarbeiterInnenabbau findet statt;
- Liefertermine werden versäumt.
Die Ertragskrise - Phase 2
Werden während einer Strategiekrise keine Gegenmaßnahmen getroffen, ist zu befürchten, dass sich die Krise ausweitet und die Erträge des Unternehmens schmälert. Diese Phase ist in der Regel gut in der Bilanz eines Unternehmens sichtbar. Es muss sehr schnell reagiert werden. Hier ist es sehr ratsam eine Bilanzanalyse machen zu lassen. Der zeitliche und finanzielle Rahmen wird merkbar geringer.
Anzeichen einer Ertragskrise können sein:
- Rückläufiger Umsatz;
- Rückläufige Produktivität;
- Rückläufige Gewinn- und Rentabilitätswerte;
- Steigende Bestandsveränderungen;
- Bilanzen werden geschönt (Verkauf von Anlagevermögen, Sail and lease Back, Cross Boarder Leasing, Auflösung von Rückstellungen);
- Einsparungsmaßnahmen werden ergriffen;
- Technische Kapazitäten sind nicht ausgelastet;
- Sozialleistungen werden gekürzt;
- Eigenkapital wird aufgezehrt.
Die Liquiditätskrise - Phase 3
Dauert die Ertragskrise länger an und verfügt die Gesellschaft nur über eine schmale Eigenkapitalausstattung, schlittert die Gesellschaft früher oder später in eine Liquiditätskrise. Die "Liquiden Mittel" werden immer knapper, Kredite müssen aufgestockt werden, die Rückzahlung fällt aber immer schwerer.
Zu Beginn einer Liquiditätskrise können "finanzielle Löcher" noch durch Umschuldungen, Zahlungsmoratorien, Verpfändungen etc. geschlossen werden. Später droht aber die Gefahr, dass die Zahlungsunfähigkeit nicht nur vorübergehender Natur, sondern dauernd ist, ein Insolvenzverfahren droht. In dieser Situation hat der Aufsichtsrat besondere Sorgfalt zu bewahren, gilt es doch eine Konkursverschleppung und damit eine Verletzung seiner Sorgfaltspflichten zu vermeiden.
Anzeichen einer Liquiditätskrise können sein:
- Cash Flow wird negativ;
- Verschuldungsdauer steigt weit über 15 Jahre, die Eigenkapitalquote unter 8 %;
- Die Lieferanten liefern nur mehr gegen Barzahlung;
- Löhne und Gehälter werden verspätet oder gar nicht ausbezahlt;
- Mahnungen werden häufiger;
- Bankverbindungen werden gewechselt;
- Die Öffentlichkeit wird auf die Krise des Unternehmens aufmerksam;
- Kunden springen endgültig ab;
- Schichten werden abgesetzt;
- MitarbeiterInnen sollen Urlaub konsumieren;
- Überstundenstopp, Kurzarbeit.